Platz 9:

Alexander Binder –  Sator Arepo

Johann Wolfgang von Goethe _ Faust

 

Den Geburtsort Knittlingen des historischen Doktor Faust mit fotografischen Methoden zu dokumentieren, scheint ein kompliziertes Unterfangen. Alchemie und Magie verlangen nach Konzepten abseits der üblichen Abbildungsmodelle, um die Aura des Ortes sichtbar zu machen.
Für die fotografische Realisierung der Aufnahme, wurde ein Verfahren eingesetzt, das bereits zu Lebzeiten von Johann Georg Faust bekannt war und einem renommierten Zeitgenossen als „Ebenbild des Auges“ diente: Die so genannte „Camera Obscura“, welche Leonardo da Vinci für seine optischen Experimente nutzte und damit eine Abbildungsqualität erzielte, die seiner Zeit weit voraus war. Bei dieser Technik wird ein lichtdichter Raum mit einer kleinen Öffnung versehen. Eine beleuchtete Bildquelle vor der Kamera wirft ihr Abbild seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend auf die Rückwand.
Der gleiche Effekt wird erzielt, wenn eine Spiegelreflex-Kamera anstatt mit einem modernen Objektiv, mit einer einfachen Lochblende kombiniert wird. Sie besteht lediglich aus einem Gehäuseverschluss mit einem Stecknadelkopf großen Loch und verzichtet auf jegliche Art von Linse oder mikroprozessorgesteuerter Objektivtechnik. Durch die vergleichsweise langen Belichtungszeiten und den Verzicht auf ein Stativ, entstehen Bewegungsunschärfen; Farben werden vom Bildsensor falsch oder überzeichnet wiedergegeben. Die Arbeit am Computer beschränkt sich auf eine leichte Nachjustierung der körnigen und nahezu antik anmutenden Fotografien.
Auf diese Weise verschmelzen Architektur, Umfeld und Sonnenlicht zu abstrakten, schemenhaften Formen, die den Betrachter in eine mythische Welt entführen.

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